Sidonie wird 1933 geboren und ausgesetzt. Man sieht dem Findelkind an der dunklen Haut an, dass es ein Roma-Mädchen ist. Eine Arbeiterfamilie nimmt es auf und kümmert sich fürsorglich um das Kind. Aber dann kommt eines Tages die Entscheidung der Behörden, dass es das Beste ist, wenn das Kind seiner zwischenzeitlich gefundenen leiblichen Mutter zugeführt wird. Zwangsweise wird Sidonie im Alter von 10 Jahren von ihren Pflegeeltern getrennt. Kurze Zeit später wird sie zusammen mit anderen Sinti und Roma nach Auschwitz-Birkenau deportiert, wo sie traumatisiert Schlafen und Nahrungsaufnahme verweigert und schließlich stirbt.
Die Erzählung beruht auf einem historischen Fall, den Hackl recherchiert hat. Das Buch ist bereits 1989 erschienen, und kurz danach bin ich zum ersten Mal darauf gestoßen. Mittlerweile, 2014, habe ich es zum dritten Mal gelesen.
Das Buch führt einem vor Augen, dass viele handelnde Personen ohne Gefahr für Ihr eigenes Leben nur ein klein wenig anders hätten handeln müssen, um Sidonie vor ihrem Schicksal zu bewahren. Statt die Einschätzung abzugeben, es sei das Beste, das Kind der leiblichen Mutter zuzuführen, hätte man auch die gegenteilige Auffassung vertreten und Sidonie damit retten können. Und tatsächlich gab es ein anderes Kind, bei dem Mitmenschen mit etwas mehr Courage genau das ermöglicht haben.
Auch lange Zeit nach dem Krieg wollte man von Sidonies Geschichte nichts wissen. Eine Gedenktafel wurde bis in die Achtziger Jahre abgelehnt – man möge die alten Geschichten doch ruhen lassen.
Mehr Informationen zu diesem Buch bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Abschied_von_Sidonie